Kraxlkollektiv
Ich bin ja kürzlich nach München umgezogen und habe mich dann dem Kraxlkollektiv angeschlossen. Ich hatte ein wenig Zeit im Sommer, da mein alter Job vorbei war, noch kein neuer da war und freiberuflich auch nix los war.
Das KraxlKollektiv ist kein Verein, sondern als eine lose Gruppe ohne Rechtsform gestartet – welche sich für kostenlose, öffentlich zugängliche Boulderwände im Münchner Stadtgebiet einsetzt. Also eine coole Sache. Bouldern und guter Zweck, das passt zu mir.
Erfolgreich umgesetzt wurde zuvor schon der Lolliblock am Sugar Mountain (cooles zwischennutzungs Projekt und definitiv einen Besuch wert) und ich habe mich dann direkt dem Projekt Dicker Hans auf der Theresienwiese angeschlossen. Die Wände werden von ehrenamtlichen Helfern entworfen, geplant und gebaut. Also so richtig DIY – genau mein Ding.
Planung
Möglich wurde das ganze durch das Referat für Bildung und Sport, die im Rahmen des „Sommer in der Stadt“ eine Fläche auf der Theresienwiese für Sportprogramm gestaltet haben. Das KraxlKollektiv durfte einen Teil der Fläche für eine Boulderwand nutzen. Daneben gab es noch viele andere Angebote, wie Skateboardfahren oder einen Parkourpark / Calisthenics-Dings. Fehlte also nur noch die Finanzierung
Finanzierung
Kostenschätzung
Wir haben dann zunächst eine grobe Konstruktion auf Basis vom Entwurf gemacht – der ist vom Maxi (Architekt) – und haben damit eine Kostenschätzung vorgenommen. Der Boulderblock hat eigentlich 44m² Kletterfläche, von der wir aber insgesamt 8m² an den Fallschutz verlieren. Also bleiben noch 36m². Es sind ingesamt etwa 2000kg Holz und 40m³ Hackschnitzel als Fallschutz.
Basierend auf unserem Raster kommen wir etwa auf eine Gesamtlänge des Holzes von 300 LFM – also in Lärche ca. 8500€.
Dazu kommen 50m² Siebdruckplatte (aufgerundet wegen Verschnitt) für etwa 2500€.
Schrauben und weitere Kleinteile sind dann nochmal insgesamt etwa 2000€.
Dann braucht man noch Hackschnitzel für 1800€. Gut das wir alle ehrenamtlich Arbeiten, denn Personalkosten würden das ganze Sprengen.
Ich will garnicht zu sehr ins Detail gehen: In unserer Kostenschätzung sind wir insgesamt auf etwa 20.000 € gekommen – tatsächlich haben wir knapp 18.000 € ausgegeben.
Crowdfunding
Zunächst haben wir versucht mit einer Crowdfunding-Kampagne das benötigte Kleingeld zusammen zu bekommen. Diese lief auf StartNext und hat es bis etwa 2000€ geschafft, doch damit kommt man nicht allzu weit.
DAV Oberland
Wir waren schon kurz davor, das Projekt als gescheitert aufzugeben, als der DAV Oberland auf uns zugekommen ist. Das KraxlKollektiv wurde als Ortsgruppe in den Vereinaufgenommen und der DAV hat das Geld locker gemacht. Durch diesen Partner konnten wir auch einen Mietvertrag mit den Veranstaltern des Sommer in der Stadt schließen und die Finanzierung war gesichert.
Konstruktion
Für die Unterkonstrukion haben wir Lärchenbalken mit einem Profil von 60*120 cm genommen, da Lärchenholz witterungsbeständiger ist, als andere Hölzer. Die Platten haben wir selbst hergestellt aus Siebdruckplatten mit einer Stärke von 21mm. Dazu haben wir eine Lochrasterschablone gebaut und dann mit einem Körner angeschlagen, gebohrt, versiegelt und mit Einschlagmuttern versehen. Die rauhe Seite der Siebdruckplatten dient als Oberfläche. Unsere Farbe ist allerdings nicht mit Sand oder ähnlichem vermengt, weshalb man weniger guten Halt mit Kletterschuhen hat, als in kommerziellen hallen.
Da unsere Siebdruckplatten 2,5m auf 1,25m bemessen, haben wir ein Balkenraster von 62,5 cm zu Grunde gelegt.
Die ursprünglichen Pläne wurden von einem Schreiner gezeichnet, welche ich dann noch mehrmals verändert habe. Da ich auch kein Holzprofi bin, sind sie natürlich alles andere als perfekt.
Aufbau
Im Sommer haben dann viele Freiwillige in vielen vielen Stunden Arbeit, hauptsächlich an den Wochenenden, den Block aufgebaut. Ich füge mal meine Fotos des Aufbaus als Galerie ein.
Zunächst haben wir die Elemente des Fallschutzrandes montiert. Da der Dicke Hans von Anfang an mit Ablaufdatum auf der Wiese aufgebaut werden durfte, haben wir alle Elemente in 2,5m Einheiten aufgestückelt, damit wir das ganze später einfach wegtransportieren können.
Parallel dazu wurden schon Wandplatten vorbereitet. Diese müssen ja mit einem Raster aus Löchern und Einschlagmuttern versehen und danach wieder versiegelt werden.
An einem Wochenende hatten wir tolle Unterstützung durch Hilti, die uns auch mit Werkzeug versorgt haben. Danke an dieser Stelle auch noch einmal! Wir haben den Fallschutzrand komplett zusammengesetzt und sind auch mit den Wänden gut voran gekommen.
Die Wände sind ebenfalls auf Elemente mit 2,5m breite begrenzt. Diese wurden vorbereitet und mit Gewindestangen und Unterlegscheiben miteinander verbunden. Ausgesteift werden Sie durch Plattenelemente, die über die Aufteilung gehen. So kann man Später einfach die entsprechenden Platten abnehmen und dann die Wände auseinander nehmen.
Das Aufrichten der Wände und zusammensetzen war besonders Spannend, da man hier zum ersten mal sehen konnte ob auch wirklich alles so gut zusammen passt wie geplant. Natürlich wurden die ganzen Balken ja mit der Hand gesägt, was zu Ungenauigkeiten führt.
Hier muss man natürlich vorher die Kontur auf den Boden zeichnen und diesen Nivellieren, da wir ja ohne Fundament arbeiten.
Als der Hauptkörper stand hat der Dicke Hans ein Grafitti vom Blauen Vogel spendiert bekommen. Parallel wurde das Dach gebaut, damit man auch Top-Out Boulder schrauben kann und eine schöne Aussicht über die Theresienwiese hat. Da wir dann langsam in Zeitnot waren ging der Routenbau schon ohne die Hackschnitzel los. Also mussten die Routenschrauber von der Local Crew sich die Höhe für den Start vorstellen. Auch sehr kreativ 🙂
Zum Schluss kamen die Hackschnitzel für den Fallschutz, die mit Schaufeln verteilt wurden. Alle Eindrücke vom Bau sind in der Gallerie zu finden.
Aktuell arbeiten wir an der nächsten Wand, die dann hoffentlich im Laufe des Jahres 2022 aufgebaut wird. I will keep you updatet
Galerie
Mehr Infos gibt es auf unserer Website https://www.kraxlkollektiv.de/