DIY Murphy Desk – Versteckten Schreibtisch selber bauen
Meine Partnerin und ich haben ja nur eine sehr kleine Wohnung. Wenn wir beide im Home-Office sind, muss einer leider auf den Küchentisch ausweichen (meistens ich). Das heißt, Monitor schleppen, Kabelsalat aufbauen und kein Platz beim Mittagessen, weil der Esstisch belagert ist.
Einfach noch einen Schreibtisch irgendwo hinzustellen war für uns keine Option, da eben kein Platz und nicht so wohnlich. Die Lösung: Ein versteckter Schreibtisch in einem Bücherregal aka Murphy Desk. Der Name kommt wohl vom Murphy Bed. Hier ist unsere Anleitung für das Projekt.
Maße
Für einen normalen Schreibtisch gibt es ja gute ergonomische Richtlinien. Höhe so um die 70 cm über dem Boden, die Platte sollte mindestens 60 cm Tiefe haben und bei der Breite ist man relativ frei. Bei uns hatten wir uns einen Platz im Wohnzimmer am Rand ausgesucht, wo ein weiteres Bücherregal gut passen würde. Die Breite ist bei uns dann 1m. Bei 20 cm Regaltiefe und 50cm Tischplatte, die hochgeklappt einfach als Regaltür durchgeht, ist man bei 70 cm Gesamttiefe für den ausgeklappten versteckten Schreibtisch. Passt.
Ikea Hack or Not?
Eigentlich würde sich für das Projekt als Grundlage auch super ein Bücherregal von Ikea eignen, aber die haben immer mindestens 25 cm Tiefe und die meisten haben nur eine Breite von 80 cm. Das war aber zu wenig für unseren großen Monitor (32 Zoll, breite etwa 82,5 cm). Da wir auch das Regal nur 20 cm Tief machen wollten, damit es möglichst flach wird, haben wir uns also für einen kompletten Eigenbau entschieden.
Design
Wir haben in unserem Wohnzimmer ja schon einige Eigenbau Möbel, die alle Weiß mit Buchenakzenten sind, daher wollten wir das hier wieder machen. Das gute ist, das Weiß ist günstig im Baumarkt als Möbelbauplatte zu bekommen. Mit den Maßen und unseren anderen Möbeln als Referenz, haben wir ein paar Entwürfe gemacht und uns dann für ein Design entschieden, was wir beide gut fanden. Ein komplett geschlossenes Bücherregal mit zwei offenen Buchenholz Elementen. Die große Klappe ist dann der versteckte Schreibtisch.
Das schöne bei dieser Variante ist, dass wenn alles zu ist, sieht man nix. Garnix! Man hat kein hässliches Kabelchaos, keinen unsexy Monitor bzw. überhaupt keinen sichtbaren Arbeitsplatz. Außerdem kann man sonstige Arbeitsutensilien oder in meinem Falle Nerdkram in den zusätzlichen Fächern verstauen / verstecken. Alle Happy.
Zutaten
Wir brauchen für den Murphy Desk also zunächst einmal einen Plan, den wir z.B. in Fusion anlegen können. Daraus leiten wir alle Maße ab. Zusätzlich brauchen wir Schrauben, Dübel, Scharniere, Klappenhalter und Magnetverschlüsse. Die Bretter, die geschnitten werden mussten, haben wir direkt im Baumarkt zuschneiden lassen, dann wird das auch gut 🙂 Ansonsten haben wir versucht, fertige Platten zu nutzen. Insgesamt waren wir bei knapp 400€. Wenn man auf die Buche verzichtet, kommt man auch deutlich günstiger raus. Aber nützt ja nix, soll ja auch nach was aussehen. Fertige Lösungen hätten uns auch eher das dreifache gekostet und weniger gut reingepasst. Preis / Leistung also gut.
Holz: Möbelbauplatte Weiß – Ungeschnitten
- 1x 100,0 cm x 20 cm x 16 mm – Deckel Oben
- 2x 235,0 cm x 20 cm x 19 mm – Seiten
- 6x 96,2 cm x 20 cm x 16 mm – Zwischenböden
- 2x 100,0 cm x 40 cm x 16 mm – Frontklappen oben
- 1x 100,0 cm x 50 cm x 16 mm – Schreibtischplatte
Holz: Möbelbauplatte Weiß – Auf Maße geschnitten
- 2x 49,0 cm x 30 cm x 16 mm – Frontklappen unten
- 1x 20,0 cm x 30 cm x 16 mm – Vertikaler Trenner
Holz: Buche – Auf Maße geschnitten
- 4x 96,2 cm x 20 cm x 18 mm – Ober / Unterseite
- 4x 20,0 cm x 30 cm x 18 mm – Seitenteile
- 2x 92,5 cm x 30 cm x 18 mm – Rückseiten
Die Buchenfächer haben wir einfach nur eingesteckt und dann von den nicht sichtbaren Seiten verschraubt. Die vertikalen und Rückseiten sind einfach eingeklemmt.
Bei den weißen Zwischenböden waren leider noch paar mm zu viel dran. Da hatten wir uns wahrscheinlich verrechnet oder die Schrift war nicht lesbar. Daher musste ich da händisch nochmal nachsägen. Aber lieber zu lang als zu kurz.
Aufbau
Für den Aufbau haben wir zunächst einmal alle Teile lose zusammengepuzzelt um zu Prüfen, ob alles so zusammen passt, wie gedacht. Dann haben wir ganz professional (english accent, baby) Löcher für Holzdübel in die Seitenplatten gebohrt und mit Zentrierspitzen in die Stirnseiten der Zwischenböden übertragen. Ich hab so ein Dübelset, mit einem Aufschraubbaren Stopper für den Bohrer. Das Übertragen geht am Besten, wenn man einen Freiheitsgrad rausnimmt, und alles auf dem Bodenliegend macht. Dann muss man nämlich nur die Höhe (also liegend, links / rechts) justieren und nicht auch noch Tiefe (liegend also höhe) und Winkel. Außerdem haben wir für die Schrauben vorgebohrt, damit hier nix Ausreißt. Soll ja schön werden am Ende.
Die Abstände für die Schraublöcher stimmen in meinem Plan nicht ganz, da die Scharniere nicht berücksichtigt waren. Siehe drittes Foto… Daher kann ich hier leider keine Referenz geben. Hab aber zum Glück nur die Obersten verkackt, das sieht man später nicht so.
Müsste ich den Schrank / Murphy Desk / versteckten Schreibtisch noch einmal bauen, würde ich vermutlich zuerst eine Klappe mit Scharnieren versehen, nachmessen und dann den Plan anpassen.
Wenn man sich von Oben nach unten vorarbeitet und die Klappen inkl. Scharniere als Anschlag benutzt, kann man das evtl. auch schon besser hinbekommen.
Ölen
Die Buche haben wir noch geölt, mit dem gleichen Öl, was wir vorher schon benutzt hatten. Das bringt die Buche etwas mehr ins Gelbliche und alles passt gut zusammen.
Scharniere
Wir haben so günstige Möbelscharniere im Baumarkt gefunden. Vergesst hier nicht, die Bohrschablone dafür zu kaufen, sonst ist man echt aufgeschmissen! Ich hatte bei Thingiverse geschaut, aber nix passendes gefunden. Meine Eigene Version hat irgendwie nicht so gepasst. Kein Plan… Leider kann man auch nicht so richtig nice die Position der Türen beeinflussen, so dass unsere Wunschspaltmaße nicht ganz so gelandet sind, wie im Plan. Die Scharniere haben zwar Langlöcher und Stellschrauben, aber der Drehpunkt und die Plattendicke sind ja begrenzt. Auch braucht man einen 26 mm Forstnerbohrer, ich hatte nur einen 25er. Also hier gab es dann auch ein paar Schönheitsfehler durch Gewalteinwirkung. Zum Glück nur auf der Innenseite.
Klappenhalter
Wir hatten beim ersten Schuss so super wackelige Klappenhalter aus dem Baumarkt, die wir dann gegen etwas <$>stabilere von Amazon</$> ausgetauscht haben. Die neuen sind eigentlich dafür da, klappen oben zu halten. Man kann aber sicher auch eine Druckfeder oder einfach ein Seil oder eine Kette für den Zweck benutzen. Bei den beiden oberen Klappen hab ich aktuell noch keine Klappenhalter dran. Kommt aber noch.
Als weitere Sicherheitsmaßname klappe ich die zwei unteren Türen auf und lege die Tischplatte des versteckten Schreibtisch drauf ab.
Damit der ganze Kollege nicht auf uns drauffällt, wenn man den versteckten Schreibtisch benutzt, haben wir oberhalb des ersten Buchen-Fachs alles mit Winkeln an der Wand befestigt.
Kantenumleimer
Wir hatten großzügig Kantenumleimer (gibts jetzt auch Selbstkleben, ohne Bügeleisen) gekauft, mussten aber eigentlich nur die kleinen Türen damit bekleben.
Monitor
Da der Monitorfuß größer als unsere Schranktiefe von 20cm, wollten wir den mit einer Wandhalterung an die Wand machen. Wir hatten hier noch eine alte (eigentlich für einen Fernseher) rumfliegen. So kann man sogar den Monitor rausfahren und zur Seite rüber bewegen, um noch mehr Platz zu haben, z.B. für den Laptop.
Schreibtisch
Auf der Innenseite der Klappe für den Tisch haben wir dann noch eine Schreibtischunterlage aus Filz aufgeklebt. Hier hab ich einfach die günstige von Ikea genommen und 6cm abgeschnitten, damit die Scharniere frei sind. (Die hat 95×50 – die Platte hat 100×50, abgedeckt sind jetzt 95×44).
Gallerie
Thats it! Viel Spaß beim Nachbauen und nutzen eures versteckten Schreibtisches aka. Murphy Desks (SEO lässt grüßen.
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