Review: BambuLab A1 Mini (aus Sicht eines Neandertalers)
Ich hab mir im Sale den A1 Mini zugelegt. Der kleine 3D-Drucker hat nur 199€ gekostet. Wenn ich überlege, dass mein erster 3D-Drucker – der Ultimaker Original – damals über 1000€ (für eine Holzkiste) und mein Anycubic i3 Mega vor knapp 5 Jahren (auch im Sale) für 200€ zu haben war… Das ist einfach Wahnsinn.
Der A1 Mini kommt bereits fertig zusammengebaut, man muss lediglich ein paar Schrauben lösen, die der Transportsicherung dienen, die Spulenhalterung anbringen und am Druckbett ein paar Schrauben festziehen. Dann kann man auch schon die Selbstdiagnose bzw. die Ersteinrichtung starten.
Und was soll ich sagen: Ich bin begeistert. Ich schreib hier mal meine Highlights nieder, so wie sie mir in den Sinn kommen.
Features:
Auto-Selbstkalibrierung
Für viele, die diesen Blog lesen, mag das nix besonderes mehr sein, aber für mich, der noch Marlin gewöhnt war und maximal Octoprint zur Fernsteuerung nutzt ist das ein Gamechanger: Das Auto-Kalibrieren.
Die Bambulab Geräte haben hinten links eine kleine Silikonbürste um die Düse zu reinigen, ein Metallfeld hinten in der Mitte (wo das Druckbett anschlägt) wo die Düse auch irgendetwas tut (ich weiß aber nicht was – ggf. statisch entladen?!) und natürlich wird das Druckbett an ein paar Referenzpunkten abgetastet. (Meine alten Drucker können nichts davon).
Der A1 Mini fährt ans Ende von seinem Tragarm und dort wird mittels einer kleinen Hebel-Mechanik eine Abstreifergeometrie betätigt. So wird immer sichergestellt dass die Düse einen definierten Füllstand hat und das sorgt für eine extrem gute Druckoberfläche vom Start. Na klar, so entsteht das bekannte „Printer Poop“, aber damit kann ich gut leben.
Das Leveling erfolgt vermutlich mithilfe von Biegezellen im Druckbett, so macht es zumindest Creality in seinen K1 Druckern. Ich hab aber noch nicht nachgeschaut.
Flussdichte Messung & Vibration
Wer schon mit Klipper hantiert hat, kennt die beiden nächsten Features: Die Flussdichte Messung (Pressure Advance) und Vibrationskompensation bzw. Resonanzkompensation. Letzteres ist im Klipperumfeld auch als Input Shaper bekannt.
Vor jedem Druck wird die Resonanzmessung durchgeführt und automatisch berücksichtigt. Das ist m.m.n ein wenig Overkill, da man den Drucker, so mobil er auch ist, ja nicht ständig herumträgt. Da wäre im Slicer ein optionaler Haken (wie beim Bed-Leveling und der Flussdynamik) angebracht. Evtl. kommt das ja mal in einem Update demnächst.
Wie die Flussdichtemessung erfolgt, hab ich noch nicht genau verstanden, aber es funktioniert. Der A1 Mini haut eine Oberfläche raus, wenn man nicht genau hinschaut, meint man, es sei gespritzt.
Magnetisches Federstahl Druckbett
Auch mittlerweile eher Stand der Technik, aber magnetisch gehaltene Druckbetten sind für mich auch ein Highlight. Die Adhesion der Beschichtung ist ähnlich wie bei den Anycubic Druckbetten extrem Temperaturabhängig. D.h. wenn das Druckbett abgekühlt ist, fallen die Druckteile fast von Alleine ab. Hier kann man also zur Not auch mal Remote mit dem Druckkopf nachhelfen. (Achtung, Nutzung auf eigene Gefahr!)
Das Druckbett wird sonst einfach an der Lasche angehoben und leicht in alle Richtungen gebogen und dann kommt der Druck meistens auch schon ab.
Touchscreen & App
Mein Einstieg in die Welt des 3D-Drucks war noch aufwändige DIY Baukästen, haufenweise händische G-Code Befehle & Pronterface, manuelles Bed-Leveling mit einem Blatt Papier und Drucken auf Scotch Tape (aka. Blue Tape) auf einem kalten Druckbett (aus Acryl!). Dann kam Octoprint und alles wurde immer besser. Um so geiler ist es, dass die aktuellen Drucker, so auch der A1 Mini mit nativem App Support daher kommen, direkt W-Lan fähig sind und alle gescheite Touchscreens haben. Das erleichtert die Bedienung erheblich.
Smarte Funktionen
Der A1 Mini erkennt nicht nur, ob noch Filament in der Düse ist. Wenn es z.B. zu viel Widerstand beim Einziehen gibt, pausiert der Druck und gibt eine Warnung per Push-Notification ab. So kann man checken, ob nicht eine Spulenwindung sich verheddert hat. Echt Top. Ein Nachteil: Gerade bei neuen Spulen passiert es leider manchmal, dass die Filamentwindung von der Rolle rutscht und sich dann am Haltearm stramm zieht. Dem könnte relativ Leicht abgeholfen werden, dann hat man aber einen riesen Schild an dem sonst recht schicken Drucker. Also lebe ich lieber mit der Fehlermeldung.
Auch das Filament Laden und Entladen finde ich hier sehr gut Umgesetzt und das funktioniert deutlich besser als bei z.B. dem K1 Max (den hab ich in der Arbeit).
Als nächstes cleveres Gadget fallen mir die vier Geschwindigkeitsmodi ein. So kann man mit einem klick die ganzen Parameter anpassen und die Druckgeschwindigkeit bei nahezu gleichbleibender Qualität ändern.
MakerWorld Integration
Ich finde auch die Integration von der Makerworld ist sehr gut gelungen. Ich kann einfach vom Smartphone aus nach Modellen browsen und diese direkt (!!!) Drucken. Durch die Hinterlegten Profile ist fast immer eines für PLA und den A1 Mini dabei. Bequemer geht’s nicht! Also auch für CAD Anfänger eine sehr sehr gute Lösung.
Direct Drive
Durch den Direct Drive kann man auch (extrem altes und feuchtes) TPU ohne weiteres Drucken. Alle meine alten Drucker sind Bowden-driven. Ich kann endlich auch mein uralt PETG drucken, denn die Defaults im Slicer sind einfach perfekt.
Kabelmanagement
Ich hab zwar schon auch Schleppketten im Netz gesehen, für die A1 Mini verkabelung, aber ich find die insgesamt gut umgesetzt. Es sind einfach direkt Mehradrige kabel verwendet worden, anstatt das Lose Kabelchaos mit Wickeln im Zaun zu halten oder an Metalkanten schrubbern zu lassen.
Slicer
An den Slicer musste ich mich erst gewöhnen aber ich finde es werden viele tolle Funktionen geboten, man findet sich relativ schnell zurecht. Wenn ich z.B. an Cura denke, finde ich mittlerweile die Bambu, Orca und auch Prusa Slicer deutlich besser.
Das Interface hat verschiedene Reiter und die gängigsten Funktionen sind oben per Button abgebildet. Es gibt auch virtuelle Buttons direkt neben dem virtuellen Druckbett. Die Parameter sind relativ gut gegliedert links am Rand zu finden. Da die Defaults m.m.n. sehr gut passen (ich hatte bisher noch keine Fehldrucke) muss man hier auch nicht oft ran.
Tree Support
Wie geil ist bitte Tree Support im FDM Druck? Das ist jetzt sicherlich kein A1 Mini Feature, sondern sollte in den gängigen Slicern implementiert sein. Hatte ich aber noch nicht getestet und bin ein Fan. Das funktioniert so gut!
Kritikpunkte
Natürlich ist nicht alles perfekt an dem Gerät, aber für das Geld bekommt man schon Einiges.
LED & Kamera
Die LED Lampe ist ein schlechter Witz. Da hätte man an dem vertikalen Mast locker ne coole LED Leiste spendieren können. Die Position der Kamera ist auch etwas merkwürdig. Die Fish-Eye Linse ist etwas krass für meinen Geschmack und die Bild-Qualität ist auch eher am unteren Ende der Skala. Aber für den Preis, geschenkt!
Printer Poop
Das die kleinen Knödel aus der Düse weg müssen ist klar. Aber dass der A1 Mini die einfach Meterweit wegschießt ist Mist. Natürlich gibt’s da gute Mods im Netz, aber das ist so naheliegend, da hätte Bambulab auch selbst drauf kommen können.
System Offenheit
Man kann den Drucker mehr oder weniger gut mit z.B. Homeassistant koppeln. Es gibt im HACS eine Integration, aber die überlastet offenbar den MQTT Broker des A1 Mini, so dass dieser dann in der App und im Bambu Studio als Offline angezeigt wird. Evtl. ist das auch Absicht, damit man das nicht nutzt. Das finde ich etwas Schade, weil so kann ich meine Filamentkosten nicht so easy dokumentieren. Auch mein Plug-In für den automatische Druckerstart zu einer bestimmten Uhrzeit kann ich so nicht benutzen.
Im März wurde angekündigt, Custom-Firmwares zuzulassen, beim A1 Mini ist meines Wissens aber noch nix passiert.
Also hier ist noch Luft nach oben.
Modding
Ich bin ja mittlerweile eher auf der User Seite als auf der Entwicklerseite beim Thema 3D-Druck, aber ein paar kleine Mods hab ich schon verbaut. Ich hab einen Poop Basket und einen Poop Deflektor gedruckt. Der A1 Mini steht jetzt auf einem Ikea Rollwagen, für den ich jetzt noch eine passende Spulenbox basteln will.
Dann hab ich für den Vierfach-Verbinder eine kleine Staubschutz Abdeckung gedruckt.
Als nächstes steht gescheites Licht und evtl. noch der Tragegriff an. Hier könnte ich mir auch eine Eigenentwicklung vorstellen.
Zusammenfassung
Also alles in allem hab ich tatsächlich wenig zu meckern. Die Druckqualität ist legendär, der Drucker ist deutlich leiser und trotzdem schneller als meine alten Geräte. Der Stromverbrauch ist überschaubar. Die Bedienung ist einfach. Klare Kaufempfehlung.
Nun will ich meinen alten Ultimaker auf Klipper aufrüsten. Man darf gespannt sein.
1 Kommentar
[…] widerstehen und hab mir ein kleines Upgrade für meinen neuen A1 Mini von Bambulab gebastelt. (Hier ein Review) Und zwar hab ich entlang des Tragarms für die X? Achse ein LED Licht […]